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Buddha, Oper und Allgemeines

Und schon wieder so früh aufstehen... Das wird ja langsam echt stressig hier. Heute Morgen ging es mit dem Zug und anschließend mit dem Bud nach Leshan zum größten Buddha der Welt (71 Meter hoch). Ich Rabauke habe wieder den Schülerrabatt eingesackt und bin planlos losgezogen, beinah hätte ich den Buddha übersehen lol. Jedenfalls scheint ein kalter Novembermontagmorgen mit angekündigten Regen nicht die beliebteste Ausflugszeit zu sein, sodass ich gar nicht Schlange stehen musste, um zu den Füßen des Buddhas zu gelangen (im Internet gibt es nämlich sehr viele Berichte, die vom Buddha abraten, da man scheinbar normalerweise 2-3 Stunden in der chinesischen Warteschlange stehen muss, um dort hinzugelangen). Die Legende besagt übrigens, dass der Buddha an dieser Stelle errichtet worden war, um Schiffen eine sichere Überfahrt zu ermöglichen (an der Stelle trafen drei Flüsse turbulent aufeinander). Jedenfalls soll durch den "Bau" des Buddhas so viel Gestein ins Wasser gefallen sein, dass es tatsächlich ruhiger wurde... Es waren logischerweise auch nur sehr wenig andere Leute da und ich konnte ein paar Bilder machen. Die Treppen nach oben waren auch überhaupt nicht so steil und schwierig wie im Internet beschrieben und ich hatte noch viel zu viel Zeit übrig. Es hat angefangen zu regnen und ich bin noch durch den Park gelaufen, dort sind einige Tempel, ein kleines Dorf, eine Brücke und ein Tempel auf einem Berg. Bei letzterem war so gut wie niemand mehr und leider bin ich erst den Exit-Schildern gefolgt, die aber irgendwie nur wieder zum Entrance geführt haben, sodass ich nochmal den Berg hochlaufen musste lol. Jedenfalls bin ich dann direkt wieder mit dem Bus zurück zum Bahnhof gefahren, in der Hoffnung einen Zug anderthalb Stunden früher zurück nehmen zu können, leider waren die aber alle ausgebucht und ich konnte dort nichts machen außer warten. Die Zeit hätte ich beim Buddha auch sinnvoller füllen können...naja. Immerhin habe ich dann während des Wartens mit Freunden, Kollegen und Verwandten gechattet und dann war's auch ok. So sind meine Hotpot-Pläne der begrenzten Zeit zum Opfer gefallen, denn ich wollte mir natürlich nicht entgehen lassen eine Sichuan-Oper/Vorstellung anzuschauen, und ich musste LEIDER wieder auf das Buffet zurückgreifen. Dann bin ich schnell zur Shufeng Yayun Oper gefahren, um die Show nicht zu verpassen. Oper ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck dafür, die Gesangs- und Schauspielanteile waren nämlich nur ein einziger Teil der Performance. Es gab ca acht verschiedene Acts: Gesang, Musik, "Clowns", Puppen, Schattenspiel und das Highlight des blitzschnellen Masken- und Kostümwechselns. Das war echt cool und echt faszinierend wie schnell sie die Masken wechseln können. Während der Show wurde unglaublich leckerer Tee serviert und die ganze Zeit aufgefüllt. Hat sich echt gelohnt, obwohl es eine Oper war! Dann ging es zurück ins Hostel (in meinem Zimmer ist übrigens immer noch niemand anderes).

 

Übrigens man merkt China echt an, dass es dort viele Menschen gibt. Nicht nur an den Einwohnerzahlen der Städte, sondern eben auch daran, dass die Züge immer komplett voll sind und viele Jobs hier eher wie Beschäftigungstherapie wirken. Es gibt viel zu viele Angestellte im Einzelhandel (es stehen meist 4-5 Verkäufer in den Läden rum, meist untätig und sobald man rein kommt, wird man von 1-2 von ihnen verfolgt!!), an jeder Kreuzung 4-8 Leute, deren einzige Aufgabe es ist, ein Schild mit grüner und roter Seite immer so zu drehen, dass die Fußgänger sehen, ob sie laufen dürfen oder nicht (es gibt Ampeln!!), an Bahnhöfen beim Sicherheitscheck 5-6 Leute, von denen nie auch nur die Hälfte beschäftigt ist... 

Die Hong Kong Etappe ist übrigens gestrichen, die Proteste eskalieren ja mit Tag zu Tag mehr. Ich habe mich auch gegen Taiwan entschieden, weil es einfach nochmal ein Flug mehr wäre und irgendwie stressig klingt spontan morgen oder so in ein anderes Land zu fliegen für 1-1,5 Wochen... Ich finde es aber erschreckend & beeindruckend, dass ich gerade in dem Land bin aufgrund dessen Politik und Regierung es in Hong Kong überhaupt erst zu Protesten gekommen ist und man absolut nichts davon mitbekommt. Damit meine ich nicht nur fehlende Berichterstattung (oder dass nahezu das gesamte Internet zensiert ist und man auf Schritt und Tritt überwacht wird), sondern auch, dass hier alles ganz normal läuft, aber halt auch nur, weil alles ganz normal läuft. Sobald es Aufmüpfige gibt (oder sogar ein paar Millionen) sieht das wieder anders aus. Vermutlich noch ein Grund, warum man hier eigentlich nicht herreisen sollte.

Und noch was: Seit ich in Chengdu bin verstehe ich auch, was die ganzen Reiseblogger mit den nervigen Ticketautomaten meinen. Die hier nehmen nämlich nur selten etwas außer Münzen (wenn überhaupt), aber man bekommt hier nur ganz selten Münzen und am Service-Schalter ein Ticket holen geht auch nicht, weil an 90% dran steht "Ticket Service unavailable". Die U-Bahnststion hier in Chengdu sind übrigens richtig gruselig, die sind nämlich voll oft komplett leer? Richtiges Bahnhofsfeeling... ich verstehe immer noch nicht, warum die hier so riesige Bahnhöfe mit riesigen Hallen und unzähligen Gleisen bauen, wenn sowieso niemand hin darf bis fünf Minuten bevor der Zug kommt?

Aber ich möchte auch mal etwas Positives anmerken: Chinas Mülltrennung ist (offiziell) genau wie in Deutschland. Es gibt vier verschiedene, mit Bildern und Text beschriftete Mülleimer. Das Problem ist nur, dass die Menschen (noch) nicht wissen, wo was rein gehört. Gerade hat ein Polizist eine Plastikflasche wegwerfen wollen und stand vor der Wahl, ob sie "recyclable" oder "other" ist... dann hat er sie einfach daneben geworfen?! 

 

Anyway, ich habe übrigens einen super Lifehack: Wenn du beim Buffet nicht weißt, ob etwas scharf ist oder eklig schmeckt, nimm immer eine Süßkartoffel mit, im die Schärfe oder den Geschmack effektiv und mit sofortiger Wirkung zu lindern.

 

Fun Fact: Ich muss meistens Sachen rückübersetzen, um sie hier zu schreiben, weil mein Kopf meistens in Englisch formuliert. Und das, obwohl ich mich (in den meisten Fällen) natürlich eloquenter auf Deutsch ausdrücken kann...

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